Für den Fährbetrieb zwischen den Bahnhöfen Wittower Fähre und Fährhof auf ihrer Nordstrecke, beschafften die Rügenschen Kleinbahnen (RüKB) im Jahr 1896 bei der Stettiner Vulcan-Werft zwei baugleiche Fährschiffe mit Dampfantrieb und gab ihnen die Namen „Wittow“ und „Jasmund“.
Bei einer nutzbaren Gleislänge von 22m war es mit den eingleisigen Fährschiffen möglich, drei Wagen über den an dieser Stelle ca. 350 m breiten „Rassower Strom“, der Verbindung zwischen Breetzer- und Wieker Bodden, zu trajektieren. Das Fährdeck konnte über den Bug und das Heck be- und entladen werden. 50 Tonnen wurden als zulässige Höchstbelastung angegeben.
Die „Wittow“ wurde als Stammfährschiff eingesetzt, während die „Jasmund“ als Reserve diente, bis sich die RüKB im Jahre 1912 von ihr trennte und als Ersatz das Fährschiff „Jasper von Maltzahn“, die spätere „Bergen“, beschaffte.
Das Fährschiff „Wittow“ blieb im Eigentum der RüKB und wurde weiterhin zwischen den Bahnhöfen Wittower Fähre und Fährhof eingesetzt. Im Jahr 1922 wurde die Dampfmaschine durch einen Sauggasmotor ersetzt, der wiederum im Jahr 1937 durch einen Dieselmotor ersetzt wurde.
Auch die Deutsche Reichsbahn, die die ehemaligen RüKB-Strecken seit 1949 betrieb, konnte nicht auf das betagte Fährschiff verzichten und setzte es weiter ein. Als im September 1968 der Betrieb zwischen Fährhof und Altenkirchen eingestellt wurde, gingen die beiden Fährschiffe in das Eigentum der „Weißen Flotte“ über und dienten nunmehr nur noch dem Straßenverkehr und Fußgängern.
Der stetig zunehmende PKW-Verkehr verlangte zu Beginn der 1990-er Jahre nach Beschaffung einer wesentlich größeren Fähre, die mit dem Neubau der Fähranleger im Jahr 1994 in Betrieb ging.
Die knapp 100 Jahre alte „Wittow“ diente noch einige Zeit als Reserve, das Fährschiff „Bergen“ wurde in Wiek zerlegt. Dieses Schicksal blieb der „Wittow“ erspart.
Zunächst gelangte die „Wittow“ im Jahr 2005 nach Barth. Dort sollte sie auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik zu einem Museums-Café umgebaut werden und wurde an Land verbracht. Dieser Umbau scheiterte aber und so kam es, dass der Förderverein zur Erhaltung der Rügenschen Kleinbahnen e.V. auf den einmaligen Zeugen der Rügenschen Verkehrsgeschichte aufmerksam wurde und die „Wittow“ in Vereinseigentum überführt werden konnte.
Seit dem Jahr 2012 läuft nun die Aufarbeitung des mittlerweile mehr als 125 Jahre alten Fährschiffes. Mit der Schiffswerft Barth GmbH konnte ein kompetenter Partner gewonnen werden, da schon die „Weiße Flotte“ früher hier Reparaturen an der „Wittow“ ausführen ließ.
Nach einer vollständigen Entkernung des Rumpfes einschließlich der Entfernung von mehreren Tonnen Ausgleichbeton im Kiel und einer Demontage aller Aufbauten, sind die Arbeiten an Rumpf und Traversen sowie den dazugehörigen Stützen bereits zum Ende des Jahres 2015 erfolgreich abgeschlossen worden. Inzwischen wurden aufgearbeitete Dieselmotoren eingebaut, das Schanzkleid komplettiert und die Arbeiten mit dem Neuaufbau des Decks, der Maschinenanlage und der Aufbauten fortgesetzt.
Die „Wittow“ soll aber nach Vorstellung der Fördervereinsmitglieder nicht nur als Museumsschiff in einem Hafen Besucher empfangen, sondern betriebsfähig das Trajektieren von Eisenbahnfahrzeugen erlebbar machen. Ein Rostocker Ingenieurbüro erhielt bereits den Auftrag einer Machbarkeits- und Kostenstudie zur Umsetzung und Komplettierung des Fährportals des südlichen Anlegers der Wittower Fähre zum Lauterbacher Hafen, dem heutigen Endpunkt der Rügenschen Bäderbahn (RüBB). Ein unmittelbarer Zusammenhang von Schmalspurbahn und Fährschiff ist somit örtlich gegeben. Um diese Visionen umzusetzen, sind vom Förderverein erhebliche finanzielle Mittel aufzuwenden. Leider wird die betriebsfähige Aufarbeitung der „Wittow“ durch die sich beinahe jährlich verändernden gesetzlichen Rahmenbedingungen zum Betrieb von Museumsschiffen in immer stärkerem Maße beeinträchtigt. Fehlende Fachleute auf der Werft und die Kostenexplosion für Handwerkerleistungen in den letzten Jahren, sorgten zwar dafür, dass der Fertigstellungstermin bereits mehrfach korrigiert werden musste, konnten aber den Ehrgeiz der das Projekt betreuenden Mitglieder des Fördervereins nicht brechen. Und genau dabei können Sie uns unterstützen.
Mit Ihrer Spende können Sie dazu beitragen, dass das sehr ehrgeizige Ziel, eine Inbetriebnahme im Jahr 2024, erreicht werden kann. Ihre geschätze Spende richten Sie bitte an den
Fördervereins zur Erhaltung der Rügenschen Kleinbahnen e.V.
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Verwendungszweck: Fährschiff Wittow soll wieder schwimmen
Jeder Spender (ab einem Betrag von 50 Euro) erhält eine Spendenbescheinigung als Quittung für die Anrechnung bei der Steuererklärung. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!
Foto oben: Autor unbekannt, ca. 1965
Foto mitte: Mario Wolf, 2016
Foto unten: Thomas Birkholz, 2018